Eine Neuheit in Tübingen und zugleich ein deutschlandweites Pilotprojekt: das Refugee Program der Universität Tübingen startete erstmals dieses Semester, geht noch bis Juli und danach gleich in die zweite Runde. Jule Rink ist wissenschaftliche Hilfskraft bei der Studierendeninitiative Internationales Tübingen, kurz Studit, mit dem Schwerpunkt „Menschen mit Fluchthintergrund“, Mitorganisatorin des ganzen Programmes und ab kommendem Semester auch selbst Buddy eines Kurs-Teilnehmers.

Bei dem Programm geht es generell um die Unterstützung der Geflüchteten und den Dialog mit ihnen. Deutsch- und Englischkurse, interkulturelle Seminare und Ausflüge, die das Gelernte greifbar machen, sind Kernelemente des Programms. Der Kurs soll dabei den geflüchteten Menschen eine Integrationshilfe sein, sie aber insbesondere auf das Studium an einer deutschen Hochschule vorbereiten. Dabei vermittelt er größtenteils Sprachkompetenzen, muss man, will man als Ausländer an einer deutschen Hochschule studieren, die DHS-Prüfung ablegen und dort mindestens das B2-Sprachniveau erreichen.

Aber auch die interkulturelle Kommunikation ist ein Thema: warum ist den Deutschen Weihnachten so wichtig? Was ist die AfD und warum lehnt sie Ausländer ab? Es sollen keine Tabuthemen etabliert werden, keine Auseinandersetzungen gescheut. Auch das gehört zur Integration dazu.

Jule hatte von Vorneherein keine Berührungsängste, hatte vorher schon mit Flüchtlingen gearbeitet und sowieso schon immer den Grundsatz:

Ein Miteinander funktioniert immer besser als ein Gegeneinander

Ein Foodsharing-Projekt, 20 Schokocroissants und ein spontaner Besuch der Flüchtlings-Erstaufnahmestelle in Tübingen brachte sie erstmals mit geflüchteten Menschen in Kontakt.

Es ist unglaublich, was da an Dankbarkeit zurückkommt. Wenn man dieser Hilflosigkeit so ein Stück begegnen kann, das ist unglaublich erfüllend. Man könnte fast sagen, dass ich das mache, ist ein bisschen egoistisch: dass ich dieses Glücklichkeits-Gefühl für mich mitnehme.

Wenn sie spricht, merkt man ihr an, wie wichtig ihr das Ganze ist. Man gibt den anderen etwas, lernt gleichzeitig aber auch etwas über sich, sagt sie. In der interkulturellen Diskussion stellt man sich die Frage: „Wo ist meine Grenze, was kann ich akzeptieren, was geht nicht mehr?“ So ist es den Organisatoren auch wichtig, zu vermitteln, dass manches einfach nicht diskutabel ist bei uns, beispielsweise, dass Frauen genau so viel wert sind wie Männer.

Die ganze Abgrenzung ist nicht der Weg. Der Weg ist der Dialog, der Austausch miteinander. Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander. […] Es geht darum, sich auszutauschen, was passiert bei dir, was passiert bei mir? […] Nicht was unterscheidet uns, sondern was haben wir gemeinsam, was verbindet uns? Ich glaube Integration ist das Projekt der nächsten Jahre, unserer Generation, wenn man so will. Aber Integration nicht nur von geflüchteten Menschen in unser System, sondern Reintegration von Andersdenkenden.

Jule ist sich sicher, dass, würde jeder Mensch einmal ein interkulturelles Training machen und sich eine halbe Stunde mit den Geflüchteten auseinandersetzen, wir kein Problem mit Rassismus mehr hätten.

Der Kurs geht mit gutem Beispiel voran, er schafft Begegnung, fördert die Integration, den Austausch zwischen Kulturen.

 

Auch wir beide haben uns ein Semester (interkulturell) ausgetauscht, bei jetzt genau sieben Frühstücken mit unglaublich spannenden Gästen. Gästen, die alle etwas zu erzählen hatten, uns eine neue Sichtweise auf ein Thema gegeben haben, das in ihrem Leben vielleicht präsenter war, als in unserem.

Nach sieben Episoden geht das Projekt Visionen & O-Saft nun für uns zu Ende, wir sind jedoch schon bereits fleißig auf Nachfolger-Suche und würden uns unglaublich freuen, unser Projekt weitergeben zu können.

An dieser Stelle: Danke Jule für ein schönes und spannendes letztes Gespräch!