„Der Weg ist das Ziel“ – kein Spruch passt so gut zu ihm und seiner Reise wie dieser. 13 Monate ist Patrick Kaiser mit seinem Fahrrad unterwegs gewesen: sein Startpunkt war der Bodensee, sein Ziel Indien. Er wollte Begegnungen schaffen, interkulturelle Brücken bauen und damit Vorurteile abbauen. Doch das Ganze nicht alleine, sondern zu zweit – mit einem Tandem-Fahrrad startete er im Juni 2015 die Tour4life.

Der Grundstein zu seinem Vorhaben wurde bereits 2011 gelegt, als er Teil eines Freiwilligenprojekts in Indien war. Es bestand immer der Wunsch, zurückzukommen und seine Freunde wiederzusehen.

Auf das Studium der Geoökologie in Tübingen folgte das „Studium des Lebens“ zwischen Deutschland und Indien. Seine Idee, den Weg mit dem Fahrrad zu bestreiten, nahm nach seinem Bachelor-Abschluss immer mehr Gestalt an.

Als ein blinder Freund aus Indien zu Besuch kam, konkretisierte sich die Idee, nicht alleine zu radeln, sondern mit einem Tandem auf Tour zu gehen. Vorrang auf den zweiten Platz sollten dabei Blinde haben. Patrick fragte also bei Blindenverbänden an, ob jemand Lust hätte, mitzuradeln. Die Resonanz war enorm. Über Ländergrenzen hinweg verbreitete sich seine Idee und bei seinem Start war er bereits „ausgebucht bis runter in die Türkei“.

Wenn die Leute so viel mit mir teilen, warum nicht mit ihnen das Fahrrad teilen.

Später wurde es immer spontaner – manche Mitfahrer waren für ein paar Stunden, manchmal nur für Minuten Patricks Gefährte. Die älteste Mitradlerin traf er in Pakistan – 105 Jahre war sie alt.

Oft hätte ich auch 10 Sitze gebraucht oder noch mehr, oft bin ich im Kreis gefahren, weil ich so viele nicht mitnehmen konnte und dann dachte, es ist schöner, wenn jeder ein paar Minuten mitfahren kann.

Wichtig für sein Vorhaben war die Zeitoffenheit, dass er sich Zeit lassen konnte für sein Vorhaben. Dabei lernte er auch, dass es nicht tragisch ist, für eine Herausforderung nicht sofort eine Lösung parat zu haben, sie entwickelt sich mit der Zeit. Durch viele positive Begegnungen erlangte er ein großes Grundvertrauen, welches ihm auf seinem Weg durch die ein oder andere Situation half.

Ich bin ein sehr optimistischer Mensch – manche würden es glaube ich schon als brenzlig einschätzen, wenn sie plötzlich nachts um 3 vom Militär umzingelt sind und 10 Leute mit Maschinengewehren um einen stehen und man dann in einem Detective Interview endet – man sei jetzt ein deutscher Spion und was man in dem Gebiet eigentlich zu suchen habe.

Man wird nicht naiv, sagt er, aber man bekommt eine gesunde Einschätzung, ob eine Situation nun wirklich schlimm ist oder ob die eigenen Gedanken und Ängste sie erst so schlimm machen.

Gute und schlechte Tage gehören natürlich dazu, das bringt die Selbstreflexion mit sich. Doch wenn man Patrick zuhört, möchte man fast selbst losfahren. Mit einer unglaublichen Begeisterung erzählt er von zahlreichen Begegnungen mit Menschen, die ihm gezeigt haben, dass der Großteil der Menschen einfach in Frieden leben möchte und wir am Ende doch alle gleich sind.

In jedem Land wurde ihm große Gastfreundlichkeit entgegengebracht, es wurde eine Attraktion, wenn er in ein Dorf einradelte. Kommunikationsprobleme wurden durch gemeinsame Aktionen überwunden, zusammen essen und trinken, sich gegenseitig die Lebenswelt zeigen. Patrick spricht von einer Kommunikation „mit Hand und Fuß“, einer Wellenlänge unter Menschen abseits von Sprache.

Ständiger Begleiter war ihm sein Tagebuch, in dem er seine Eindrücke und Erfahrung festhielt, das ihm durch so manchen einsamen Moment half, seien diese auch sehr selten gewesen. Ebenfalls immer dabei waren die bunten Bänder an seinem Fahrrad – diese symbolisierten Wünsche der Menschen, die er auf seinem Weg getroffen hatte. Die Wünsche wurden praktisch auf Reise geschickt.

Aber da jede Reise einmal zu Ende geht, machte sich auch Patrick nach 13 Monaten auf den Heimweg. Das Ende seiner Tour bedeutet aber nicht das Ende der Tour4life. Seit Anfang Januar ist Stefan Roller mit dem Fahrrad unterwegs – er möchte von Kapstadt nach Addis Abeba, die Hauptstadt von Äthiopien, fahren.

Wir hätten Patrick noch viel länger zuhören können, sind seine Geschichten und sein Mut, der ihn erst zu dieser Reise brachte, schlicht beeindruckend. Wenn ihr Patrick auch live erleben wollt: am 18. Januar spricht er bei der World Citizen School über die Tour4life. Für alle anderen: unbedingt den Podcast hören!

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